Von Sputnik zur Nachhaltigkeit: Die IUZ Sternwarte Bochum als Pionier der Umweltbildung

Von Sputnik zur Nachhaltigkeit: Die IUZ Sternwarte Bochum als Pionier der Umweltbildung

Die IUZ Stern­war­te Bochum ist weit mehr als ein Obser­va­to­ri­um. Sie ist ein dyna­mi­sches Zen­trum, das die Fas­zi­na­ti­on des Welt­raums nutzt, um ein tief­grei­fen­des Ver­ständ­nis für die Her­aus­for­de­run­gen und Chan­cen der Nach­hal­tig­keit auf unse­rem Hei­mat­pla­ne­ten zu ver­mit­teln. Die­se ein­zig­ar­ti­ge Ver­knüp­fung von Astro­no­mie und Umwelt­for­schung macht die Stern­war­te zu einem unver­zicht­ba­ren Akteur in der Bil­dungs­land­schaft des Ruhr­ge­biets und dar­über hin­aus.

Eine Brücke zwischen Kosmos und Ökosystem: Die IUZ Sternwarte

Das Insti­tut für Umwelt- und Zukunfts­for­schung (IUZ) Stern­war­te Bochum hat eine bemer­kens­wer­te Ent­wick­lung durch­lau­fen. Ursprüng­lich 1946 von Heinz Kamin­ski als Volks­stern­war­te gegrün­det, erlang­te sie 1957 welt­wei­te Bekannt­heit, als sie als ers­te Sta­ti­on außer­halb der Sowjet­uni­on die Signa­le des ers­ten Satel­li­ten Sput­nik I emp­fing und bestä­tig­te. Die­ses his­to­ri­sche Ereig­nis mar­kier­te den Beginn einer neu­en Ära der Welt­raum­for­schung in Bochum. Im Lau­fe der Jah­re ent­wi­ckel­te sich die Ein­rich­tung wei­ter und wur­de 1982 in das heu­ti­ge Insti­tut für Umwelt- und Zukunfts­for­schung (IUZ) umbe­nannt, um dem erwei­ter­ten Fokus auf gesell­schafts­po­li­ti­sche und glo­bal­öko­lo­gi­sche The­men gerecht zu wer­den. Heu­te ist die Stern­war­te ein selbst­stän­di­ges, inter­dis­zi­pli­när aus­ge­rich­te­tes Insti­tut, das das Sys­tem Erde mit­hil­fe der Fern­erkun­dung erforscht und sich der gesell­schafts­po­li­ti­schen Gestal­tung glo­ba­ler Ent­wick­lun­gen wid­met.

Ein zen­tra­les Ele­ment und gleich­zei­tig ein weit­hin sicht­ba­res Wahr­zei­chen der Stern­war­te ist das Radom. Die­se 40 Meter hohe Trag­luft­kup­pel schützt eine impo­san­te 20 Meter gro­ße Para­bol­an­ten­ne. Das Radio­te­le­skop im Radom wird bis heu­te in inter­na­tio­na­len Raum­fahrt­pro­jek­ten ein­ge­setzt, unter ande­rem für die NASA, und dien­te einst der Beglei­tung der Apol­lo-Mond­lan­dun­gen. Im Inne­ren des Radoms befin­det sich zudem ein Aus­stel­lungs­be­reich unter dem Mot­to „Die Erde im Visier“, der zeigt, wie Satel­li­ten dem Umwelt­schutz die­nen und wie sich die Erfor­schung unse­res Pla­ne­ten mit­hil­fe der Raum­fahrt­tech­nik seit 1957 ent­wi­ckelt hat.

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE): Eine Kernkompetenz

Die Stern­war­te Bochum hat sich als aner­kann­te Wei­ter­bil­dungs­ein­rich­tung des Lan­des NRW und als Ein­rich­tung der poli­ti­schen Bil­dung eta­bliert, mit einem beson­de­ren Schwer­punkt auf der Bil­dung für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung (BNE). Sie ver­folgt das Ziel, allen Men­schen ein bes­se­res Ver­ständ­nis dafür zu ver­mit­teln, wie schüt­zens­wert unser Pla­net ist. Dies geschieht durch die Ver­knüp­fung von Natur­wis­sen­schaft und Tech­nik mit Fra­gen der Nach­hal­tig­keit und des Kli­ma­wan­dels.

Praxisnahe BNE-Angebote

Das Ange­bot der Stern­war­te umfasst viel­fäl­ti­ge For­ma­te, dar­un­ter Work­shops und Semi­na­re, die dar­auf abzie­len, Mäd­chen und Jun­gen dar­in zu stär­ken, die kom­ple­xe Welt zu erfor­schen, zu ver­ste­hen und aktiv mit­zu­ge­stal­ten. Im Rah­men der BNE wer­den im All­tag der Kin­der auf­tau­chen­de Nach­hal­tig­keits­fra­gen behan­delt und for­schen­des Ler­nen sowie Metho­den wie das „Phi­lo­so­phie­ren mit Kin­dern“ ver­mit­telt. Die Stern­war­te ist zudem Part­ner der Stif­tung „Haus der klei­nen For­scher“ und ver­fügt über umfang­rei­che Erfah­rung in der Bil­dungs­ar­beit von der Kita bis zur gym­na­sia­len Ober­stu­fe. Die­se Exper­ti­se wur­de auch durch die Aus­zeich­nung „Bil­dung für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung NRW“ für das zdi-Netz­werk MINT.BOchum unter­stri­chen, wel­ches das Zer­ti­fi­kat seit Juli 2023 trägt.

Umweltbildung für Kinder: Neugier wecken, Zukunft gestalten

Ein beson­de­rer Fokus liegt auf der Umwelt­bil­dung für Kin­der. Die Stern­war­te ent­wi­ckelt und bie­tet spe­zi­el­le Pro­gram­me an, die auf spie­le­ri­sche und expe­ri­men­tel­le Wei­se natur­wis­sen­schaft­li­che Zusam­men­hän­ge ver­mit­teln und gleich­zei­tig ein Bewusst­sein für Umwelt­fra­gen schaf­fen.

Der Forscherwagen IRMA: Bildung auf Rädern

Um ihre Ange­bo­te noch brei­ter zugäng­lich zu machen, setzt die Stern­war­te den For­scher­wa­gen IRMA ein. Die­ser mobi­le Satel­li­ten- und Labor­wa­gen ermög­licht es der Stern­war­te, ihre Bil­dungs­ver­an­stal­tun­gen lan­des­weit anzu­bie­ten und so auch Regio­nen zu errei­chen, in denen es kaum loka­le Bil­dungs­an­ge­bo­te gibt. Mit IRMA kön­nen Kin­der von 3 bis 10 Jah­ren vor Ort in Kitas und Schu­len zu natur­wis­sen­schaft­li­chen The­men aus den Berei­chen Erde und Welt­all for­schen.

Workshops und Erlebnistage

Zusätz­lich zu den mobi­len Ange­bo­ten gibt es in der Stern­war­te selbst zahl­rei­che inter­ak­ti­ve Work­shops. Der „Kin­der-Astro­no­mie-Work­shop“ nimmt Kin­der im Grund­schul­al­ter mit auf eine Rei­se durch unser Son­nen­sys­tem, wo sie Pla­ne­ten und Grund­la­gen der Him­mels­me­cha­nik ken­nen­ler­nen, ergänzt durch Expe­ri­men­te und Bau­sät­ze. Auch Eltern-Kind-Labo­re wie „Gemein­sam for­schen mit Spru­del­gas“ ver­mit­teln Wis­sen über die „Che­mie des All­tags“. Die­se prak­ti­schen Ansät­ze ermög­li­chen es den Kin­dern, Phä­no­me­ne eigen­stän­dig zu ent­de­cken und zu ver­ste­hen, was die Grund­la­ge für ein nach­hal­ti­ges Den­ken legt.

Außerschulische Bildung in Bochum: Ein wichtiger Baustein

Die IUZ Stern­war­te Bochum spielt eine wesent­li­che Rol­le im Bereich der außer­schu­li­schen Bil­dung in der Stadt. Als authen­ti­scher Ort der Satel­li­ten- und Welt­raum­for­schung macht sie Tech­nik­ge­schich­te erleb­bar und bie­tet Ein­bli­cke in aktu­el­le wis­sen­schaft­li­che Raum­fahrt­pro­jek­te. Die Ange­bo­te sind nicht nur auf Kin­der beschränkt, son­dern rich­ten sich an unter­schied­lichs­te Ziel­grup­pen ent­lang der gesam­ten Bil­dungs­ket­te, von Work­shops für Schul­klas­sen bis zu Vor­trags­ver­an­stal­tun­gen für die brei­te Öffent­lich­keit.

Die Stern­war­te ist zudem Grün­dungs­mit­glied und akti­ver Part­ner von ESERO Ger­ma­ny (Euro­pean Space Edu­ca­ti­on Resour­ce Office), einer Initia­ti­ve der ESA, die Welt­raum­the­men „vom Welt­all ins Klas­sen­zim­mer“ bringt. Hier wer­den Unter­richts­ma­te­ria­li­en ent­wi­ckelt und Fort­bil­dun­gen für Lehr­kräf­te ange­bo­ten, um die Fas­zi­na­ti­on Raum­fahrt und ihre Bedeu­tung für den Umwelt­schutz direkt in den Schul­un­ter­richt zu inte­grie­ren.

Fazit

Die IUZ Stern­war­te Bochum ist ein her­aus­ra­gen­des Bei­spiel dafür, wie schein­bar dis­pa­ra­te Fel­der wie Welt­raum­for­schung und Umwelt­schutz syn­er­ge­tisch ver­bun­den wer­den kön­nen, um eine fun­dier­te Bil­dung für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung zu ermög­li­chen. Durch ihre ein­zig­ar­ti­ge Geschich­te, die tech­no­lo­gi­sche Infra­struk­tur des Radoms und ein enga­gier­tes Team von Wis­sen­schaft­lern und Päd­ago­gen schafft die Stern­war­te inspi­rie­ren­de Lern­or­te. Pro­gram­me wie der For­scher­wa­gen IRMA und viel­fäl­ti­ge Work­shops für alle Alters­grup­pen, ins­be­son­de­re für Kin­der, tra­gen maß­geb­lich dazu bei, die nächs­te Gene­ra­ti­on für die kom­ple­xen Zusam­men­hän­ge von Erde und Kos­mos zu sen­si­bi­li­sie­ren und sie zu befä­hi­gen, aktiv an der Gestal­tung einer nach­hal­ti­gen Zukunft mit­zu­wir­ken. Die Stern­war­te Bochum beweist ein­drucks­voll, dass der Blick in die Ster­ne gleich­zei­tig den Blick für die Erde schär­fen kann.

Weiterführende Quellen:

https://www.bochum-tourismus.de/bochum-entdecken/wissens-und-industriekultur/iuz-sternwarte-bochum.html

https://www.bochum-tourismus.de/destination-one-liste/einzelansicht/iuz-sternwarte-bochum.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Sternwarte_Bochum

https://www.sternwarte-bochum.de/historie