Bochums grüne Revolution: Wie das StadtBaumKonzept und urbane Begrünung die Lebensqualität und Klimaresilienz steigern

Bochums grüne Revolution: Wie das StadtBaumKonzept und urbane Begrünung die Lebensqualität und Klimaresilienz steigern

Bochum, einst das Herz der Mon­tan­in­dus­trie, trans­for­miert sich zu einer grü­nen Groß­stadt mit einem kla­ren Fokus auf Nach­hal­tig­keit und Lebens­qua­li­tät. Im Mit­tel­punkt die­ser Ent­wick­lung steht das Stadt­Baum­Kon­zept, eine weg­wei­sen­de Initia­ti­ve, die weit über das blo­ße Pflan­zen von Bäu­men hin­aus­geht. Es ist Teil einer umfas­sen­den Stra­te­gie, die Bochum fit für die Her­aus­for­de­run­gen des Kli­ma­wan­dels macht und gleich­zei­tig das Wohl­be­fin­den sei­ner Bür­ge­rin­nen und Bür­ger in den Vor­der­grund rückt.

Das StadtBaumKonzept: Eine Investition in die grüne Zukunft Bochums

Das 2018 ins Leben geru­fe­ne Stadt­Baum­Kon­zept ist eine Kern­ak­ti­vi­tät der Bochum Stra­te­gie 2030 und Aus­druck des Wun­sches der Bevöl­ke­rung nach mehr Grün in der Stadt. Sein zen­tra­les Ziel ist es, den Baum­be­stand in Bochum nicht nur zu erhal­ten, son­dern signi­fi­kant zu erwei­tern: Jedes Jahr sol­len min­des­tens eben­so vie­le Bäu­me neu gepflanzt wie gefällt wer­den. Anfäng­lich mit dem Ziel von 500 Neu­pflan­zun­gen pro Jahr, wur­de die­ses Ziel auf jähr­lich 1.000 Bäu­me erhöht, um Ver­lus­te, bei­spiels­wei­se durch Stür­me wie Ela (der 2014 rund 3.000 Bäu­me ver­nich­te­te), aus­zu­glei­chen und das Stadt­bild nach­hal­tig zu ver­bes­sern.

Für die­ses ambi­tio­nier­te Pro­jekt stellt die Stadt Bochum jähr­lich eine Mil­li­on Euro bereit. Aktu­ell zählt Bochum rund 32.800 Stra­ßen­bäu­me und ins­ge­samt etwa 250.000 Bäu­me außer­halb der Wald­flä­chen. Bei der Aus­wahl der Baum­ar­ten wird gro­ßer Wert auf deren Kli­ma­re­sis­tenz gelegt, um den ver­än­der­ten kli­ma­ti­schen Bedin­gun­gen stand­zu­hal­ten. So wer­den ver­mehrt Arten wie Amber­baum, Schnur­baum und Eiche gepflanzt. Bür­ge­rin­nen und Bür­ger wer­den aktiv in die Gestal­tung und Pfle­ge ein­be­zo­gen, etwa durch die „Gießkannenheld:innen“-Initiative zur Bewäs­se­rung jun­ger Bäu­me oder durch das jähr­li­che Geschenk von 500 Obst­bäu­men für pri­va­te Gär­ten.

Urbane Begrünung als multifunktionales Element

Bochum setzt nicht nur auf Stra­ßen­bäu­me, son­dern auf ein brei­tes Spek­trum urba­ner Begrü­nungs­maß­nah­men, um die Stadt grü­ner und lebens­wer­ter zu gestal­ten. Dies umfasst:

Dach‑, Fassaden- und Vorgartenbegrünung

Gebäu­de­na­he Grün­struk­tu­ren spie­len eine ent­schei­den­de Rol­le für die Hit­ze- und Über­flu­tungs­vor­sor­ge, die För­de­rung der Arten­viel­falt und die Stei­ge­rung der städ­ti­schen Lebens­qua­li­tät. Grün­dä­cher kön­nen die Umge­bungs­tem­pe­ra­tur um bis zu 1,5 °C sen­ken, Lärm min­dern und Schad­stof­fe wie CO2 und Fein­staub bin­den. Für pri­va­te Eigen­tü­mer gibt es För­der­mög­lich­kei­ten durch Zuschüs­se für Dach- und Fas­sa­den­be­grü­nun­gen sowie für die Ent­sie­ge­lung und öko­lo­gi­sche Gestal­tung von Vor­gär­ten und Hof­flä­chen, unter­stützt durch Initia­ti­ven wie „Grün statt Grau“.

Grüne Infrastrukturprojekte in der Innenstadt

Die Bochu­mer Innen­stadt soll zu einem lebens­wer­ten, grü­nen und kli­ma­ge­rech­ten Ort ent­wi­ckelt wer­den. Pro­jek­te wie „Upgrade Grün und Spiel“ zie­len dar­auf ab, mehr Grün­flä­chen und Spiel­mög­lich­kei­ten zu schaf­fen, die sowohl kli­ma­re­si­li­ent als auch attrak­tiv sind. Der Platz am Kuh­hir­ten wur­de bereits mit neu­en Grün­flä­chen, Sitz­ge­le­gen­hei­ten und Was­ser­spie­len auf­ge­wer­tet, um an hei­ßen Tagen Rück­zugs­or­te zu bie­ten. Im Rah­men des Pro­jekts „Urban Sports – City-Tor Süd“ ent­steht eine rund 7.000 Qua­drat­me­ter gro­ße öffent­li­che Park- und Grün­an­la­ge. Auch ehe­ma­li­ge Park­flä­chen wer­den umge­wan­delt: Im Zuge des „Rad­kreuz Bochum“ ent­ste­hen in der Kort­um­stra­ße und Gro­ßen Beck­stra­ße neue Grün­flä­chen und Sitz­mög­lich­kei­ten unter dem Mot­to „Grün statt Par­ken“.

Mikroklima und Schwammstadt-Prinzipien

Die Stadt Bochum inte­griert zuneh­mend Schwamm­stadt-Kon­zep­te in ihre Pla­nung. Ein Bei­spiel sind die Mul­den-Rigo­len in der Hat­tin­ger Stra­ße, die Regen­was­ser sam­meln, spei­chern und durch Ver­duns­tung zur Küh­lung des Stadt­kli­mas bei­tra­gen. Grü­ne Stra­ßen­bahn­glei­se tra­gen eben­falls posi­tiv zum ther­mi­schen und luft­hy­gie­ni­schen Poten­zi­al des Stra­ßen­raums bei. Um die Effek­ti­vi­tät die­ser Maß­nah­men zu über­wa­chen und zu opti­mie­ren, nutzt Bochum ein Stadt­kli­ma-Moni­to­ring mit Sen­so­ren, die Daten zu Boden­feuch­te, Was­ser­tem­pe­ra­tur und Sau­er­stoff­ge­halt in Echt­zeit lie­fern.

Lebensqualität und Klimaanpassung im Ruhrgebiet

Die grü­ne Trans­for­ma­ti­on Bochums ist ein ent­schei­den­der Bau­stein für die Stei­ge­rung der Lebens­qua­li­tät. Parks und Frei­räu­me bie­ten Erho­lungs­mög­lich­kei­ten und sind Treff­punk­te für alle Gene­ra­tio­nen. Bäu­me sind dabei nicht nur ästhe­tisch anspre­chend, son­dern auch wich­ti­ge Kli­ma­part­ner: Sie spen­den Schat­ten, küh­len durch Ver­duns­tung, fil­tern Fein­staub und ande­re Schad­stof­fe aus der Luft und pro­du­zie­ren Sau­er­stoff – ein hun­dert­jäh­ri­ger Baum ver­sorgt bis zu 24 Men­schen mit Sau­er­stoff.

Bochum hat sich zudem als Vor­rei­ter in der kom­mu­na­len Kli­ma­an­pas­sung eta­bliert und wur­de mit dem Euro­pean Cli­ma­te Adapt­a­ti­on Award aus­ge­zeich­net. Die umfas­sen­de Nach­hal­tig­keits­stra­te­gie Bochum bün­delt über 200 Maß­nah­men, um den Fol­gen des Kli­ma­wan­dels wie Hit­ze­wel­len, Über­schwem­mun­gen und Tro­cken­heit zu begeg­nen und das Ziel der Kli­ma­neu­tra­li­tät bis 2035 zu errei­chen. Dazu gehö­ren auch Hit­ze­schutz­kon­zep­te für vul­nerable Grup­pen und ein digi­ta­les Hit­ze-Por­tal.

Im gesam­ten Ruhr­ge­biet wer­den Anstren­gun­gen unter­nom­men, um die Regi­on grü­ner und kli­ma­re­si­li­en­ter zu gestal­ten. Die Zukunfts­in­itia­ti­ve Klima.Werk und die „Offen­si­ve Grü­ne Infra­struk­tur 2030“ des Regio­nal­ver­ban­des Ruhr (RVR) för­dern bei­spiels­wei­se das Pro­jekt „Kli­ma­bäu­me“, bei dem Obst­bäu­me an Baum­pa­ten­schaf­ten ver­ge­ben wer­den, um CO2 zu bin­den und das Mikro­kli­ma zu ver­bes­sern.

Die umwelt­freund­li­che Stadt­pla­nung in Bochum ver­folgt zudem das ehr­gei­zi­ge Ziel einer Net­to­neu­ver­sie­ge­lung von Null bis 2030. Dies bedeu­tet, dass jede neu ver­sie­gel­te Flä­che an ande­rer Stel­le kom­pen­siert wer­den muss, um den Ver­lust von Grün­flä­chen zu stop­pen und ein gesun­des Stadt­kli­ma sowie die Arten­viel­falt zu bewah­ren.

Fazit

Bochum zeigt bei­spiel­haft, wie eine Stadt durch enga­gier­te grü­ne Stadt­ent­wick­lung den Her­aus­for­de­run­gen des Kli­ma­wan­dels begeg­nen und gleich­zei­tig die Lebens­qua­li­tät ihrer Bewoh­ner nach­hal­tig stei­gern kann. Das Stadt­Baum­Kon­zept, in Kom­bi­na­ti­on mit umfas­sen­den Stra­te­gien für urba­ne Begrü­nung, inno­va­ti­ve Kli­ma­an­pas­sungs­maß­nah­men und eine bewuss­te umwelt­freund­li­che Stadt­pla­nung, schafft eine resi­li­en­te und attrak­ti­ve Stadt­um­ge­bung. Durch die Inte­gra­ti­on von Bäu­men, grü­nen Dächern und Fas­sa­den, Ent­sie­ge­lun­gen und daten­ge­stütz­tem Moni­to­ring ent­wi­ckelt sich Bochum zu einer grü­nen Oase im Her­zen des Ruhr­ge­biets, die zeigt, dass urba­nes Leben und Natur­er­halt Hand in Hand gehen kön­nen.

Weiterführende Quellen

https://www.lokalkompass.de/bochum/c‑politik/mehr-baeume-in-die-stadt_a1141458

https://www.bochum.de/Die-Bochum-Strategie/Aktuelles-zur-Bochum-Strategie/Vor-Arbeit-ganz-gruen

https://www.bochum.de/Die-Bochum-Strategie/Die-Kompetenzen-der-Strategie/Grossstadt-mit-Lebensgefuehl/StadtBaumKonzept

https://www.youtube.com/watch?v=jtmDoJ850Iw